Wenn die tiefstehende Sonne am späten Nachmittag durchs Geäst blinzelt und im Halbschatten der ein oder andere weiße Vogel dem dösenden Borstentier die Schwarte pflegt, dann haben Sie die goldene Stunde erwischt – hier in Herrmannsdorf auf unserem neuen Rundweg. Da können Sie mit etwas Glück beobachten, wie sich unsere Hähne ganz der Hautpflege widmen und den Weideschweinen die Schlammkruste vom Schinken picken. Aber beginnen wir doch am Anfang.

Und der befindet sich hier bei uns am Hof, links vorbei an der Rohmilch-Käserei, hinauf durch den Steinbogen mit dem grau verwitterten Holztor. Vor dem Abferkelstall – dem Kreißsaal für Schweine – kommt man zum Stehen. Dort, wo für unsere Schweine alles beginnt, startet auch der Rundweg. Ein Pfad, der einen natürlichen Kreislauf erleben lässt und beeindruckende Einblicke in die ökologische Landwirtschaft bietet, wie wir sie hier in Herrmannsdorf begreifen.

Wer sich von den umhertollenden Ferkeln loseisen kann, quert die Straße und wandert rechts entlang des knorrig geschwungenen Holzzauns, vorbei an den Hochbeeten, der Beeren-Plantage und dem Dorf für Kinder und Tiere. Ein Gatter hinter sich schließend betritt man nun den Obstgarten. Auf etwa fünf Hektar wandelt sich landwirtschaftliche Fläche zu natürlichem Lebensraum für Hühner, Enten, Rinder, Schafe und Sauen.
Der Rundweg schlängelt sich zwischen stattlichen Apfelbäumen hindurch. Wen dort das Gefühl beschleicht, nicht Beobachter, sondern Beobachteter zu sein, der empfindet richtig. Man ist Gast in der Herrmannsdorfer Fauna und Flora: Rinder und Schafe wirken wie stoische Wächter, die stolzen Hähne übernehmen mit misstrauischem Blick das Geleit durch den Garten. Dann wird der Baumbestand weiträumiger, der Geleitschutz zieht sich zurück und das Gelände senkt sich hinab zum Teich für die Enten, der nach dem Maßstab der Permakultur nur aus dem Lehmboden angelegt wurde. 500 qm Wasser für 400 Enten – ein Paradies

Wieder durch ein Gatter schlüpfend kreuzt man erneut die Straße. Der Rundweg mäandert entlang des Waldrands. Wir sind am Anfang unseres Blog-Eintrages bei den Hähnen und Weideschweinen. Sie teilen sich die etwa sechs Hektar mit den kleinen Herden unserer Pinzgauer Rinder und Schafe, die im Hintergrund vorbeiziehen. Knapp in Sichtweite lässt sich die Herrmannsdorfer Hofstelle erahnen. Der Pfad führt nun rechts aus dem Mischwald hinaus, in der Ferne die Alpengipfel. Zwischen Rundweg und Weide pflanzt sich eine Strauchhecke, die auf über zehn Kilometer Länge Lebensraum für unzählige Nützlinge bietet. Man befindet sich bereits auf dem Rückweg. Ein kleiner Trampelpfad weckt die Neugier. Wer ihr nachgibt, taucht ein in die Blaue Blume – ein tiefer Kessel im Gelände mit Wasser und Schilf und Stille.

Vom Kessel ausgespuckt bleiben noch wenige hundert Meter, vorbei am Hügel-Labyrinth und den verwachsenen Klärteichen. Man ist zurück auf dem Hof und findet sich plötzlich vor dem Schlachthaus wieder und der daran anschließenden Metzgerei. Es schließt sich der Kreis vom Anfang zum Ende des Rundwegs und des Entstehens, Werdens und Seins in Herrmannsdorf.

Machen Sie sich doch auch mal auf dem Weg. Ein Erlebnis, das sich in jeder Jahreszeit zu gehen lohnt.