Was machen Schweine, wenn es sau-heiß ist? Diese Frage wird erschöpfend beantwortet :)
Zum Beitrag des BR auf Youtube

Alle unsere Schweine haben Auslauf

Die aufgeweckten Ferkel machen etwa ab der 3. Lebenswoche ihre ersten Erkundungen nach draußen. Vorher – je nach Jahreszeit – nur stundenweise, denn sie brauchen es warm. Die Ställe für die abgesetzten Ferkel im Hof, die Mastställe und die Ställe für die tragenden Sauen sind alle ähnlich aufgebaut: innen gibt es einen eingestreuten Bereich, in dem sich die Schweine zusammenkuscheln können und es so auch im Winter warm haben. Ihren Schlafbereich halten die Schweine sauber, ihr Geschäft verrichten sie draußen im Auslauf. Futter und Wasser bekommen sie im Außenbereich. Dort wird regelmäßig ausgemistet, entweder mit dem Schieber oder mit dem Hoftrecker.

Herrmannsdorfer Schweine Auslauf

Wir sind Pioniere der Bio-Schweinehaltung.

Vor bald 30 Jahren haben wir angefangen, Öko-Zucht- und Mastschweine zu halten – als einer der ersten Betriebe in Bayern. Es gab keine Vorbilder, weder bei der Gestaltung des Stalls, der Fütterung oder der Rasse, alles haben wir selbst erarbeitet und viel ausprobiert. Eine damals kaum mehr verbreitete Rasse haben wir für uns wieder entdeckt: das Schwäbisch-Hällische Landschwein. Diese alte Nutztierrasse ist robust, weist gute Muttereigenschaften auf und liefert besonders gutes Fleisch. In guter Zusammenarbeit mit der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, die sich sehr für den Erhalt der besonderen Rasse einsetzten ist es gelungen den Bestand zu erhöhen. Sowohl in Schwäbisch Hall als auch bei uns. Seit 1986 steht die Schweinerasse unter besonderem Schutz der Erzeugergemeinschaft und nur ausgewählte Betriebe dürfen das Schwäbisch-Hällische Landschwein züchten. Da die reinrassigen Schwäbisch-Hällischen aber für heutige Verbrauchergewohnheiten zu fett sind, kreuzen wir seit jeher mit Piétrain- und auch Duroc-Ebern. So bekommen wir Mastschweine mit einer besonders guten Fleischqualität: Erkennungszeichen dafür ist der Fettrand. Das Fleisch enthält dann nämlich auch intramuskuläres Fett, das sorgt für Aroma und guten Geschmack. Diese Marmorierung zeichnet unser Fleisch in besonderer Weise aus.

Herrmannsdorfer Schwäbisch-Hällische Ferkel

Die Mutterschweine

Unsere Sauen sollen sich natürlich fortpflanzen. Darum wird ein Teil unsere Sauen per Natursprung gedeckt. Wir haben einen schwäbisch-hällischen Eber zur Nachzucht unserer Zuchtsauen und zwei weitere Eber, in denen 75% Duroc und 25% Landschwein steckt. Drei bis vier Tage nach dem Absetzen werden die Sauen rauschig und kommen entweder zu einem unserer Eber oder werden künstlich besamt.

Die Sauen leben im Deckstall direkt neben den Ebern. Wenn also eine Sau rauschig wird, bleibt sie in der Nähe des Ebers und wir können sie zum Eber tun oder besamen. Wenn der „Scannerdienst“ mit Ultraschall feststellt, dass eine Sau trächtig ist, kommt sie während der weiteren Trächtigkeit zusammen mit anderen in einen geräumigen Stall mit Weidezugang.

Die Ferkel werden im Abferkelstall geboren und verbringen die ersten Wochen gemeinsam mit ihren jeweiligen Müttern in der „Geburtsstation“. Die Sauen brauchen hier besondere Ruhe. Einige Tage vor dem Abferkeltermin beziehen die Muttersauen ihre Bucht. Die ist zwischen 6 und 7 Quadratmeter groß, hat einen Futtertrog mit Wasser, ein 30 Grad warmes Ferkelnest und eine Tür nach draußen. Dort befindet sich für jedes Muttertier und seine Ferkel eine Sonnenterrasse, die mit Stroh eingestreut ist. In den Buchten ferkeln die Sauen frei ab. Sie können ihren angeborenen Nestbautrieb ausleben und bauen mit Stroh eine Art Nest.

Schon kurz nach der Geburt suchen die Ferkel die Zitzen und fangen sofort zu trinken an. Sie sind noch wackelig auf den Beinen, darum ist es besonders wichtig, dass das Mutterschwein sehr vorsichtig ist. Wir überwachen die Geburten regelmäßig und versuchen so, allen Ferkeln, auch den schwächeren, einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen. Die meisten Mütter sind sehr vorsichtig, wenn sie sich hinlegen. Trotzdem ist in keinem Stall vermeidbar, dass Ferkel erdrückt werden, besonders wenn die Sauen älter sind.

Immer wieder kommt es auch vor, dass Ferkel tot geboren werden. Die Verluste so niedrig wie möglich zu halten, ist eine große Herausforderung, die wir in Herrmannsdorf sehr ernst nehmen. Ein Wurf besteht meist aus 6 bis 14 Ferkeln, mitunter werden auch mehr geboren. Schwachen Ferkeln füttern wir Ferkelersatzmilch aus Milchpulver zu. Bereits ab dem dritten Lebenstag bekommen die Ferkel auch schon Getreideschrot. Sie sind sehr aktiv, erkunden ihre Umgebung, tollen herum und spielen miteinander. Nach 7 bis 8 Wochen werden die Ferkel von der Sau abgesetzt.

Was passiert mit männlichen Schweinen?

Vielen ist es nicht bewusst: männliche Mastschweine werden kastriert, egal ob in der konventionellen Schweinezucht oder im Öko-Betrieb. Der Eingriff ist notwendig, um unangenehmen Ebergeruch im Fleisch zu vermeiden. Lange Zeit haben Landwirte die Tiere ohne Narkose oder Schmerzmittel operiert. Wir in Herrmannsdorf haben im Jahr 2008 beschlossen, unsere männlichen Ferkel weiter zu kastrieren – aber dafür zu sorgen, dass das so schonend wie möglich für die Tiere geschieht. Für die ökologische Erzeugung von Schweinefleisch ist die Ebermast – also der bloße Verzicht auf die Kastration – keine Alternative. Das Risiko für Fleisch mit urinartigem Geschmack wäre zu hoch.

Narkose mit Isofluran: Kastrieren unter Betäubung und mit Schmerzmittel

Wir in Herrmannsdorf haben im Jahr 2008 beschlossen, unsere männlichen Ferkel weiter zu kastrieren – aber dafür zu sorgen, dass das so schonend wie möglich für die Tiere geschieht. Wir versetzen die Ferkel in eine Kurznarkose. Dazu verwenden wir das Narkosegas Isofluran. Isofluran darf nur in Anwesenheit eines Tierarztes eingesetzt werden. Die Ferkel atmen es in einem Narkosegerät etwa 90 Sekunden ein, dann ist ihr Bewusstsein komplett ausgeschaltet. Zuvor haben wir ihnen ein Schmerzmittel gespritzt. Sobald die Ferkel betäubt sind, entfernen wir die Hoden mit einem Skalpell. Das dauert nur wenige Sekunden. Danach legen wir sie zurück in ihr Nest. Unser Tierarzt überwacht die Ferkel. Der Vorteil dieser Betäubung mit Isofluran: die Tiere bekommen von dem Eingriff nichts mit, wachen aber kurz danach wieder auf. So können sie rasch zu ihren Müttern zurück und säugen.
Die Schmerzspritze hält viele Stunden an und sorgt dafür, dass der Wundschmerz der beiden Schnitte ausgeschaltet bzw. gedämpft wird. Mit dieser Methode können wir unsere hohen Anforderungen an die Fleischqualität sicherstellen. Gleichzeitig werden wir damit dem Tierschutz bestmöglich gerecht. Die Narkose mit Isofluran erfüllt auch die neuen gesetzlichen Anforderungen ab dem 01. Januar 2021.
­

Welche Methoden wenden unsere Partnerbauern an?

Für die ökologische Erzeugung von Schweinefleisch ist die Ebermast – also der bloße Verzicht auf die Kastration – keine Alternative. Das Risiko für Fleisch mit urinartigem Geschmack wäre zu hoch. Außerdem birgt die Haltung von Ebern tierschutzrelevante Probleme. Alle Ferkel in unseren Partnerbetrieben bekommen bei der Kastration schon immer ein hoch wirksames Schmerzmittel.
Der Gesetzesgeber hat seit dem 01. Januar 2021 verfügt, dass eine betäubungslose Kastration nicht mehr erlaubt ist. Es sind somit in der ökologischen Tierhaltung drei Methoden möglich: die Jungebermast, die Kastration mit Inhalation oder die Kastration mit Injektion. Unsere Muttersauenhalter haben sich überwiegend für die Injektionsnarkose entschieden. Hier wird das Narkosemittel Ketamin mit Zugabe von Schmerzmitteln gespritzt. Sobald sich die Tiere im Tiefschlaf befinden wird der chirurgische Eingriff durchgeführt.

Wir tun viel für die Gesundheit unserer Schweine

Wir wollen lebensfrohe, starke und gesunde Tiere und bieten ihnen frische Luft und abwechslungsreiches, artgerechtes Futter. Wenn die Tiere aber doch einmal krank werden, wollen wir sie so optimal wie möglich versorgen. Der Fokus liegt zunächst auf Homöopathie, nur wenn gar nichts anderes hilft und die Tiere leiden müssten, setzen wir Antibiotika ein. Dazu sind wir als Tierhalter verpflichtet. Wenn wir Medikamente einsetzen, behandeln wir nur das einzelne betroffene Schwein.

Gefüttert wird bei uns mit verschiedenem Getreide, Ackerbohnen, Sojaschrot, Molke, Altbrot, gedämpften Kartoffeln und Mineralfutter. Im Sommer mähen wir für die Schweine täglich frisches Kleegras und bringen es ihnen an den Stall, für den Winter machen wir eine saftige Kleegrassilage. Dieses „Raufutter“ ist besonders wichtig für Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Schweine.

Herrmannsdorfer Schweine - KleefütterungHerrmannsdorfer Schweine - Kleefütterung

Bayrisches Bio-Soja

Schweine sind Allesfresser. Ihre Vorfahren, die Wildschweine nehmen in der Natur regelmäßig tierisches Eiweiß auf. Doch in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung ist es nicht erlaubt, tierische Futtermittel einzusetzen. Deswegen sind wir auf pflanzliche Eiweißquellen angewiesen. Nur Sojabohnen enthalten bestimmte lebensnotwendige Eiweiße, die säugende Sauen und Ferkel dringend brauchen. Da Bio-Soja knapp und die Herkunft nicht immer transparent war, haben wir den Anbau von bayerischem Bio-Soja initiiert. Wir haben Verträge mit Ackerbauern geschlossen, die für uns und alle unsere Schweine-Partnerbauern genügend bayerisches Bio-Soja anbauen. Ein echtes Pionierprojekt!

Partner-Schweinebauern

Wir arbeiten zur Zeit mit 14 bayerischen Öko-Betrieben zusammen, die unsere Metzgerei – neben unserer eigenen Schweinehaltung – zusätzlich mit Schweinen beliefern. Wir schlachten in Herrmannsdorf und Kerschlach ca. 60 Schweine in der Woche. Sechs Partnerbauern halten Sauen und mästen deren Ferkel im eigenen Betrieb. Die Geburt findet überall in freier Abferkelung statt. Die übrigen Partner-Bauern mästen Ferkel, die sie im Alter von ca. zwei Monaten von Öko-Sauenhaltern zukaufen. Auch diese Sauenhalter kennen wir überwiegend, oder sie sind selber direkte Lieferanten unserer Metzgerei.
Die Schweine haben auf allen Betrieben einen befestigten Auslauf im Freien, in der Regel aber keine Weide. Das Futter stammt vom jeweiligen Hof oder von anderen Bio-Bauern. Das für die Eiweißversorgung so wichtige Soja beziehen fast alle Partnerbauern aus unserem bayrischem Soja-Netzwerk (s.o.).
Bei den Rassen legen wir Wert darauf, die Herrmannsdorfer Fleischqualität auch für die zugelieferten Schweine garantieren zu können. Entscheidend ist ein höherer Anteil an intramuskulärem Fett. Unsere Schweinebauern halten Edelschweine, Deutsches Landschwein oder Schwäbisch-Hällische als Mutterrassen. Bei den Ebern – die Väter der Mastschweine – gibt es die Rassen Duroc, Schweizer Edelschwein oder Piétrain. Die Mastschweine aus diesen Kreuzungen sind robust und widerstandsfähig. Für die Haltung in den Außenklimaställen eignen sie sich sehr gut.

Herrmannsdorfer Partnerbauern/Schweine (PDF)