Gerade eben ging die Grüne Woche in Berlin zu Ende. Als landwirtschaftliches und Lebensmittel erzeugendes Unternehmen sehen natürlich auch wir hier in Herrmannsdorf jedes Jahr mit einem neugierigen Blick auf die internationale Ausstellung der Ernährungswirtschaft und Landwirtschaft. Leider werden dort noch immer Themen wie „Handwerkliche Produktion“ eher vernachlässigt. Schade eigentlich, denn es tut sich einiges in diesem Bereich. Das Butcher’s Manifesto ist hierfür ein vielversprechendes Beispiel.

Das Manifest steht für eine vom Handwerk getragene Wurst- und Fleischkultur. Es bringt handwerklich arbeitende Metzger aus aller Welt zusammen, die alle dasselbe Ziel haben: alte traditionelle Techniken bewahren, natürliche Zutaten einsetzen und Respekt vor dem Tier walten lassen. Also alles, was wir hier in Herrmannsdorf bereits umsetzen.
Als einer von 25 Metzgern war unser Metzgermeister Jürgen Körber im vergangenen August in Kopenhagen bei der Festlegung des Butcher’s Manifesto dabei. Zu den Initiatoren zählte auch der Food Aktivist und Künstler Hendrik Haase (hendrikhaase.com), der schon einiges für unsere Handwerkstatt in Herrmannsdorf gemacht hat. Gemeinsam wurden die Leitsätze des Manifests erarbeitet und abschließend das Manifest unterschrieben.

Fragt man Jürgen Körber nach seiner Motivation für die Fahrt nach Kopenhagen, erhält man als Antwort unter anderem seine Sorge ums Handwerk: „Über Jahrzehnte hinweg hat sich in Sachen Ausbildung alles reduziert. Vor hundert Jahren musste ein Metzger weitaus mehr können, als heute von den Auszubildenden erwartet wird. Da fand ein riesiger Rückschritt statt. Wenn man aber wieder anständiges Handwerk machen will, das auch voraussetzt, das ganze Tier zu verarbeiten – von der Schnauze bis zum Schwanz – dann muss das fester Bestandteil der Ausbildung sein. Es geht nicht an, dass das Schlachten von Tieren nicht mehr zwingend Prüfungsvoraussetzung ist.“

Bei uns in Herrmannsdorf ist das freilich nicht so. Hier wird Handwerk gelehrt, gelernt und gelebt. Man könnte das auch einen Hot-Spot der traditionellen Handwerkskunst nennen. In der praktischen Umsetzung des Butcher’s Manifesto werden genau solche Zentren des handwerklichen Wissens eine große Rolle spielen. Angestrebt ist ein globales Netzwerk und weltweiter Austausch von Know-how und Wissbegierigen. Und dafür braucht es eben auch geeignete Orte. Für Jürgen Körber ist in jedem Fall klar, was ein geeigneter Ort ist: „Vielleicht sind wir hier in Herrmannsdorf ja die erste Lehrstätte, die diesen im Manifest geforderten Austausch von wissbegierigen Handwerkern realisiert. Wir haben die optimalen Voraussetzungen und auch die besten Bedingungen, um sich mit den relevanten Fragen in der Praxis zu beschäftigen: Wie erzeugen wir die Tiere? Was essen wir alles von den Tieren? Wie viel Tier müssen wir überhaupt essen? Das kann man auch mit Events verbinden. Da hätte ich Spaß dran!“ Wir sind gespannt, was sich hier noch alles tun wird – denn das wird es.

Mehr zum Butcher’s Manifesto lesen Sie unter www.folketsmadhus.dk/508/butchersmanifesto. Und echtes Handwerk erleben Sie bei uns in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Besuchen Sie uns.

    Die Leitsätze des Butcher’s Manifesto:

  • Wir ehren die wertvolle Tradition des Metzgerhandwerks.
  • Wir bestehen auf Transparenz und ehrlich erzeugtes Fleisch.
  • Wir fördern den Austausch von Wissen und Sachkenntnis im Metzgerhandwerk.
  • Wir stehen für ein Handwerk ein, das ein positiver Austausch von Tradition & Innovation ist.
  • Wir führen den Dialog und verteidigen einen verantwortlichen Konsum von Fleisch.


Das Foto zeigt den Food-Aktivisten Hendrik Haase bei der Unterschrift in Kopenhagen. Im Hintergrund Jürgen Körber.